Vor der Nutzung von Elektrizität gab es über Jahrtausende nur eine Lichtquelle: Die Sonne. Und die war Dreh- und Angelpunkt des antiken Lebens, denn sie brachte Licht und Wärme, regelte den Tagesablauf, bestimmte mit, wie ertragreich eine Ernte war. Da ist es wenig überraschend, dass sie in so gut wie jeder antiken Kultur zur einer Gottheit erhoben wurde.
Das alte Ägypten
Für das altägyptische Reich war die Sonne der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens, und das zeigte sich auch in ihrer Mythologie. Der Sonnengott, Re, war einer ihrer Hauptgötter. Damit war nicht etwa gemeint, dass er die Sonne erschaffen hatte, sondern Re war die Verkörperung der Sonne selbst, die das Leben ermöglicht, bestehen und gedeihen lässt. Ab der vierten Dynastie, also in der Hochzeit des ägyptischen Reiches, trugen auch die Pharaonen den Titel „Sohn des Re“ und legitimierten so ihren Herrschaftsanspruch. Die Zeichen des Re sind heute noch große Sehenswürdigkeiten in Ägypten, aber auch an anderen Orten, wie zum Beispiel London: Die eindrucksvollen Obelisken.
Das antike Griechenland
Die alten Griechen verehrten den Titanen Helios als Gott der Sonne. In der Mythologie steuerte er den Sonnenwagen, der von vier Hengsten über den Himmel gezogen wurde, und war damit verantwortlich für den Lauf der Sonne über den Tag hinweg. Die Start- und Endpunkte dieser täglichen Reise der Sonne waren die Aufgabe von Selene, der Mondgöttin, und Eos, der Göttin der Morgenröte. Sogar eines der antiken Weltwunder wurde zu Ehren des Helios erbaut: Der Koloss von Rhodos, eine über 30 Meter hohe Bronzestatue.
Als sich die Mythologie der Griechen änderte und die „neuen“ Götter um Zeus den Platz der Titanen einnahmen, wurde Apollon zum Gott des Lichtes. Anders als Helios, war er jedoch keine Verkörperung der Sonne selbst, sondern auch Gott der Heilung, des Frühlings, der Kunst und der Weissagung – weshalb ihm zum Beispiel das bekannte Orakel in Delphi geweiht war.
Skandinavien und die nordische Mythologie
Was für Griechen und Ägypter Götter waren, sind in der nordischen Mythologie die Asen. Die Göttin der Sonne ist Sòl, und auch sie fährt mit einem von Pferden gezogenen Wagen über den Himmel, was den Lauf der Sonne symbolisiert. Dabei ist sie jeden Tag aufs Neue auf der Flucht vor dem Wolf Skalli, der den Wagen verfolgt. Erreicht er ihn, ist die Zeit des Weltuntergangs, Ragnarök, gekommen. Doch Sòl gebiert eine Tochter, die danach die Aufgabe ihrer Mutter übernimmt – damit bleibt die Sonne und ihr Lauf bestehen.